zuletzt aktualisiert am April 6, 2022 von Maxwell Harris
Kaum ein Thema weckte in jüngster Vergangenheit eine größere Aufmerksamkeit als medizinisches Cannabis und seine Inhaltsstoffe THC und CBD. Doch was für Stoffe sind eigentlich THC bzw. CBD, wie wirken THC bzw. CBD, wie unterscheidet sich THC von CBD und warum sind sie nicht dasselbe? Der nachfolgende Artikel beschäftigt sich mit dieser Problematik und gibt Antworten auf diese Fragen.
Die Wirkung von THC unterscheidet sich hierbei jedoch ganz erheblich von der Wirkung des CBD. THC wirkt vor allem euphorisierend, psychotrop, antiemetisch und schmerzlindernd, während CBD eher krampflösende, antiepileptische, neuroprotektive und antioxidative Eigenschaften besitzt. Therapeutisch werden in der Medizin beide, insbesondere vermehrt in den letzten Jahren, genutzt.
Zudem unterliegen THC-haltige Cannabis Sorten der ärztlichen Verschreibungspflicht sowie der Betäubungsmittelverordnung, während CBD freiverkäuflich über CBD Online Shops bezogen werden kann. Solange die Konzentration von THC unter einem bestimmten Grenzwert liegt, darf CBD-haltiger Cannabis ebenso erworben werden. Bei CBD-haltigen Cannabis-Pflanzen und CBD-Ölen liegt der THC-Gehalt gesetzlich bei unter 0,3% und damit in einem Bereich, in welchen die psychoaktiven Wirkungen von THC vernachlässigbar gering sind.
Medizinalhanf alias Cannabis
Beide Stoffe werden von einer Pflanze gebildet, welche schon seit Jahrtausenden medizinisch genutzt wird. Der Hanf (Cannabis Sativa) ist eine einjährig krautige Pflanze und bildet die beiden aktiven Inhaltsstoffe THC und CBD. Beide Substanzen gehören zur Klasse der Cannabinoide, also Stoffen, welche sich im Körper an die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren binden. Davon gibt es nach derzeitigem Wissenstand zwei, den CB1-Rezeptor und den CB2-Rezeptor (CB steht für Cannabinoid). Auch der Körper selbst bildet Verbindungen, welche in der Lage sind, sich an diese Rezeptoren zu binden und eine physiologische Wirkung auszulösen. THC und CBD werden zwar nicht vom Menschen selbst gebildet, können aber dennoch mit diesen Rezeptoren interagieren und eine pharmakologische Wirkung auslösen.
Um THC und CBD zu gewinnen, müssen in erster Linie die Blütenstände der weiblichen Pflanzen geerntet werden. Sowohl für THC als auch für CBD spielen einzelne Zuchtsorten eine große Rolle. So können in verschiedenen Hanfsorten unterschiedlich hohe Konzentrationen von THC enthalten sein. Die Menge von THC bzw. CBD ist naturgemäß nicht immer exakt gleich, dennoch lässt sich bei den jeweiligen Sorten doch ziemlich genau vorhersagen, wie das Verhältnis von CBD und THC zueinander ist.
Was ist THC Δ9-Tetrahydrocannabinol ?
THC ist wohl eine der bekanntesten chemischen Verbindungen weltweit und wurde erstmals 1964 in Reinform synthetisiert. Im menschlichen Körper übt THC, je nach Dosierung, eine mehr oder weniger starke psychotrope, antiemetische, schmerzstillende und euphorisierende Wirkung aus. Dies ist nicht erst seit der Erstsynthese von THC 1964 bekannt, sondern wird bereits seit Jahrhunderten genutzt. Einerseits ist THC ein Medikament, andererseits ist THC auch ein Rauschmittel. THC ist eine stark lipophile Substanz und lässt sich einfach mit organischen und nur schwach polaren Lösungsmitteln in größeren Mengen aus geeignetem THC-Pflanzenmaterial gewinnen. Durch Aufreinigung und Abtrennung des Lösungsmittels vom THC erhält man 100% reines THC, welches unter der Bezeichnung Dronabinol bekannt ist. Meistens wird THC in Form von öligen Tropfen angewendet, seltener in THC Hartgelatine Kapseln zum Schlucken. Die rasch steigende verfügbare Datenmenge zu THC durch pharmakologische Untersuchungen und Studien eraubt eine immer breitere Anwendung von THC in der Medizin. Hauptindikationen sind Übelkeit, Erbrechen und Kachexie bei Krebserkrankungen, wofür momentan die beste Studienlage besteht. THC wird weiter bei spastischen Schmerzen im Rahmen einer multiplen Sklerose, bei Appetitlosigkeit bei HIV/AIDS, sowie bei chronischen und neuropathischen Schmerzzuständen eingesetzt. Üblicherweise sind die gewählten Dosierungen sehr gering und die psychoaktive Wirkung kommt so gut wie nicht zum tragen. Das Ansprechen ist allerdings individuell sehr unterschiedlich und so kann es sein, dass die psychoaktive Wirkung sich bereits bei sehr geringen Mengen von THC bemerkbar macht.
Nebenwirkungen von THC
Die bisher beobachteten Nebenwirkungen von THC sind meistens dosisabhängig und umfassen allgemeines Schwächegefühl, Herzklopfen, Herzrasen und Gefäßerweiterung mit Blutdruckabfall. Die psychoaktive Wirkung kann sich in Form von Nervosität, Verwirrung, Halluzinationen, abnormen Denken und Euphorie äußern. Alles in allem wird das Abhängigkeitspotential für die oben genannten Indikationen als gering eingestuft. Im Falle einer Abhängigkeit können bei Nicht-Einnahme von THC Entzugserscheinungen auftreten.
Was ist CBD Cannabidiol ?
CBD erfreut sich seit geraumer Zeit großer Beliebtheit. Zahlreiche CBD Shops haben im deutschsprachigen Raum eröffnet und preisen den Erfolg von CBD an. Wie schon THC ist auch CBD eine sehr lipophile Verbindung und lässt sich, wie fast alle Cannabinoide, sehr gut mit organischen Lösungsmitteln aus den Pflanzen extrahieren. Der Unterschied zwischen CBD und THC ist der, dass CBD keinerlei psychotrope Wirkungen ausübt. Auch sonst dürften sich CBD und THC nur in ihrer Struktur ähneln. Die bekannte Wirkung von CBD ist vorwiegend antiepileptisch, neuroprotektiv und antioxidativ. CBD ist in einer sehr hohen Dosierung bei seltenen Epilepsieformen im Kindesalter zugelassen. Die Mengen von CBD, welche in CBD-Öl enthalten sind, liegen um ein Vielfaches niedriger. Die oftmals beworbenen Anwendungsgebiete von CBD sind wissenschaftlich nicht belegt und entbehren einer soliden Grundlage. Nichtsdestotrotz kann CBD bei vielen Erkrankungen, von Einschlafstörungen bis hin zu Reizdarmsyndrom wirksam sein und die Symptome der Patienten effektiv lindern. Ein großer Vorteil ist die gänzlich fehlende psychoaktive Wirkung von CBD im Vergleich zu THC. Auch in höheren Mengen konnten keine derartigen Nebenwirkungen beobachtet werden. Im Gegenteil, CBD scheint sogar die psychoaktive Wirkung von THC zu blockieren, wie Studien an Mischpräparaten zeigen. War CBD zu Beginn in Apotheken erhältlich, führte die Neueinstufung von CBD der EU als „Novel Food“ zu einem Verkaufsverbot von CBD-Öl durch Apotheken. In der Folge haben sich CBD-Shops dieser Aufgabe angenommen und vertreiben CBD mit großem Erfolg.
Nebenwirkungen von CBD
Häufige Nebenwirkungen von CBD sind Schläfrigkeit und Benommenheit. CBD kann vor allem zu Beginn der Einnahme zu Unwohlsein, Durchfall und Appetitlosigkeit führen. In höheren Dosierungen, wie sie im Antiepileptikum Epidiolex eingesetzt werden, wurden diese Nebenwirkungen von CBD ebenso registriert, zusätzlich auch Erbrechen und Fieber. Bisher weniger bekannt ist die wechselseitige Wirkung zwischen CBD und hepatischen CYP-Enzymen, welche eine wichtige Aufgabe beim Abbau von zahlreichen Arzneistoffen innehaben. Diese Blockade durch CBD betrifft die beiden CYP-Enzyme CYP2C9 und CYP2C19. Die Wirkung der Arzneistoffe kann dabei durch CBD verstärkt werden und möglicherweise zu vermehrten Nebenwirkungen führen. In solchen Fällen ist die Einnahme von CBD unter ärztlicher Aufsicht zu empfehlen.
Fazit
Sowohl THC als auch CBD gehören zur Gruppe der Cannabinoide. Cannabinoide sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, welche in speziellen Hanfsorten gebildet und aus diesen auch gewonnen werden. Cannabis enthält mehr als 100 solcher Cannabinoide, die wichtigsten sind jedoch THC und CBD. Beide werden in der Medizin genutzt, um Krankheiten zu heilen oder zu lindern, aber nur THC besitzt ein Suchtpotential und unterliegt der Betäubungsmittelverordnung.